Ein neuer Schritt des AKP-Regimes:
„Religiöse und rachsüchtige Generationen“ heranzuziehen
Drei Ministerien haben gemeinsam einen neuen Angriff auf die Jugend der Türkei organisiert. Das Ministerium für nationale Bildung, das Ministerium für Jugend und Sport und das Präsidium für religiöse Angelegenheiten haben ein Protokoll für ein gemeinsames Projekt unterzeichnet. Das Ziel des Projekts, das mit den Initialen des Slogans „Ich bin sensibel für meine Umwelt, ich nehme meine Werte an“ (ÇEDES) benannt wurde, ist offensichtlich: Schulkinder in Moscheen statt in Museen zu bringen, sie Gebete auswendig lernen zu lassen, statt ihnen Mathe-Nachhilfeunterricht zu geben; junge Menschen im Sinne von Erdoğans Zielen zu erziehen.
Im Februar 2012, als er noch Premierminister war, kündigte Tayyip Erdoğan sein Jugendprojekt offen an und sagte wortwörtlich: „Wir werden religiöse und rachsüchtige Generationen heranziehen!“ Schritt für Schritt hat sich die AKP in diese Richtung entwickelt. In den letzten zweiundzwanzig Jahren hat sie das Bildungssystem 17 Mal geändert. In diesem Jahr schließlich wurde die Schöpfungstheorie/ den Kreationismus in den Mittelpunkt des Biologieunterrichts gestellt. Die Evolutionstheorie wurde als „eine der unbewiesenen Theorien“ abgestempelt.
In diesen Jahren wurden schrittweise Freiheiten aufgehoben. Rektoren und Dekane wurden direkt von Recep Tayyip Erdoğan ernannt. Wissenschaftliche Gymnasien wurden geschlossen und durch Imam-Hatip-Gymnasien ersetzt. Die Ausbreitung von Korankursen, von denen viele nicht genehmigt waren, wurde zugelassen. Derzeit gibt es mehr als 211.000 Korankurse für Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren. Imame wurden zu Schulleitern, stellvertretenden Schulleitern und Lehrern an weiterführenden Schulen abgeordnet. Die Zahl der Studentenwohnheime wurde begrenzt, und die Schüler:innen wurden in Wohnheimen von Sekten untergebracht. Zunächst wurden diese Maßnahmen gemeinsam mit der Fethullah-Sekte durchgeführt, doch nach dem Putschversuch der Fethullah-Anhänger wurden sie auf eine unbekannte Zahl von Sekten aufgeteilt. Die AKP hat durch Vereinbarungen und Protokolle, die mit den von diesen Sekten gegründeten Stiftungen und Vereinen unterzeichnet wurden, Milliarden von Lira in die Kassen dieser Sekten überwiesen.
Trotz alledem sieht die AKP ein, dass sie keine „religiösen und rachsüchtigen“ Generationen aufziehen kann. Aus diesem Grund will sie einen Teil der den Sekten überlassenen Aufgabe durch ein gemeinsames Projekt staatlicher Institutionen erfüllen. Das ÇEDES-Projekt wird diesem Zweck dienen.