„Was war los?“

Lebensmittel sind in der Türkei zu einem allgemeinen Problem der Werktätigen geworden

Was ist aus der Türkei geworden, die einst in der Lage war, nicht nur ihren eigenen Bedarf zu decken, sondern auch ihre Agrar- und Viehzuchtproduktion zu exportieren? Unter der AKP-Regierung, die die Unterstützung für Landwirte und Viehzüchter aufgrund der liberalen Politik und der EU-Durchsetzungen gekürzt hat, sind Landwirtschaft und Viehzucht zusammengebrochen.

Während einige Kapitalkreise durch Importe höhere Gewinne erzielen und Steuervorteile genießen, sind die Landwirte und Viehzüchter, die völlig auf sich allein gestellt sind, gezwungen, sich aus diesem Geschäft zurückzuziehen. Die Ziraat Bank, die mit dem alleinigen Ziel gegründet wurde, Kredite an Landwirte zu vergeben, hat begonnen, ihre Möglichkeiten Spekulanten und Auftragnehmern dieser Regierung anzubieten. Zusätzlich zu den überhöhten Kraftstoffpreisen sind die Landwirte, die keinerlei Unterstützung erhalten, gezwungen, ihre Erzeugnisse an Spekulanten zu verkaufen. Deshalb haben sie begonnen, sich aus der Landwirtschaft und der Viehzucht zurückzuziehen.

Die Zahl der Schafe, ist von 48,638 Millionen im Jahr 1980 auf 30 Millionen zurückgegangen. Die Zahl der Büffel schrumpfte von 550.000 auf 121.000 und die der Ziegen von 12 Millionen auf 10 Millionen. Dementsprechend sinkt auch die Fleischproduktion von Jahr zu Jahr. Die räuberische Mentalität, die die Weiden für die Bebauung öffnete, beschleunigte auch den Rückgang der Tierhaltung. Der Bau von touristischen Anlagen, Einkaufszentren und Wohnprojekten auf Weideflächen wird als müheloses und „profitableres“ Geschäft angesehen.

Das Gleiche gilt für die Landwirtschaft. Die Gesamtzahl der Landwirte in der Türkei ist in den letzten 12 Jahren um 49 % zurückgegangen, während die landwirtschaftlichen Flächen um 15 % geschrumpft sind. Die Türkei ist bereits zu einem Land geworden, das Weizen importieren muss. Nicht nur Weizen und Gerste, sondern selbst Gras und Kleie werden importiert.

Der Prozess begann 1992, als die Meat and Fish Corporation, die als staatliches Unternehmen gegründet wurde, in den Bereich der Privatisierung einbezogen wurde. Der 1995 eingeleiteten Privatisierungsprozess führte zum Verkauf, zur Übertragung oder zur Schließung der mit dieser Institution verbundenen Unternehmen Unter der AKP-Regierung wurden im Jahr 2004 sechs große Unternehmen veräußert. Als die Institution 2005 wieder aus dem Privatisierungsprozess herausgenommen wurde, waren nur noch 8 Unternehmen übrig, die ursprünglich für die Bevölkerung preiswerte Lebensmittel produzieren und vermarkten sollten. In den letzten Jahren war die Organisation, die gezielt in die Pleite/in den Verlust getrieben wurde, nur noch im Importfleischhandel tätig.

Die Türkei ist dadurch zu einem Land mit sehr hohen Lebensmittelpreisen geworden. Für die Armen, die unter der Last der schweren wirtschaftlichen Depression und der Inflation erdrückt werden, ist es fast unmöglich geworden, an tierische Lebensmittel wie Fleisch, Milch und Eier zu kommen. Experten warnen inzwischen den negativen Auswirkungen dieser Situation auf die Kinder im Wachstumsalter.