Ein Kommentar des TKP-Generalsekretärs Kemal Okuyan
TKP-Generalsekretär Kemal Okuyan hat eine Bilanz der Katastrophe im Erdbebengebiet gezogen.
Okuyan wies auf die große Gefahr hin, die die Menschen erwartet, und betonte, dass keine Zeit zu verlieren sei.
Die von Okuyan vorgenommene und auf der TKP-Website veröffentlichte Bewertung lautet wie folgt:
„Die Finsternis der AKP und die aggressiv auf Ausbeutung und Plünderung basierende Marktwirtschaft haben Zehntausende unserer Bürger das Leben gekostet, und Millionen von Menschen wurden obdachlos. Dies ist eine schreckliche, inakzeptable Situation, gegen die man rebellieren möchte. Mehr noch: Die Türkei ist völlig offen für eine neue Operation des inländischen und ausländischen Kapitals und der imperialistischen Zentren geworden.
Heute steigt die Zahl unserer Bürger stündlich um tausender, die bei dem Erdbeben ums Leben gekommen sind. Wir reden über Menschen, nicht über Zahlen. Wir müssen uns die Frage stellen, warum diese Menschen gestorben sind. Wenn wir diese Frage mit „Erdbeben“ beantworten, werden wir dieselbe Katastrophe erneut erleben. Unsere Bürger wurden von der Marktwirtschaft, dem gierigen Netzwerk namens Privatsektor und der Reaktion getötet. So klar ist das.
Jetzt planen die Täter des Massakers eine neue Offensive.
Die Kapitalistenklasse hat bereits damit begonnen, zu kalkulieren, wie sie aus den Ruinen des Erdbebens Profit schlagen können. Immense Steigerung der der Aktien einiger Unternehmen an der Börse ist ein Beweis. In- und ausländische Monopole planen bereits Projekte für Infrastrukturinvestitionen und den Bau neuer Städte.
Während die imperialistischen Länder im Einklang mit den Interessen ihrer eigenen Monopole operierten, verschwendeten sie andererseits keine Zeit, um ihrem Einfluss auf in der Türkei auszuweiten.
Die dreisteste Demonstration imperialistischer Niedertracht ist, dass die USA einen Flugzeugträger in die Türkei schicken. Es wurde allerdings bereits Startknopf für hinterhältigere verdeckte Operationen gedrückt.
Schließlich nutzen Sekten und Gemeinden alle staatlichen Mittel, um unsere Bürger weiter von Wissenschaft und Vernunft zu entfremden und daraus Kapital zu schlagen, als ob sie bei diesem Zusammenbruch keine große Rolle gespielt hätten.
Die Große Koalition, die die AKP an die Macht gebracht hat, ist wieder am Werk. Inländisches und ausländisches Kapital, imperialistische Zentren und regionale reaktionäre Kräfte nutzen das Erdbeben, um die Türkei vollständig einzuverleiben.
Dabei hat AKP, die mit ihren Neo-Osmanischen Ambitionen mehr von dem Kuchen haben wollte, erheblich von ihrem „Glanz“ verloren. Diese prekäre Lage, in die unser Land gestürzt wurde, hat auch Erdogan erschüttert.
Die Türkei verfügt nicht über öffentliche Mittel, um die notwendigen Ausgaben für die Erdbebenrente zu finanzieren oder den Hunger des Privatsektors nach Gewinn zu stillen, und für obligatorische Sozialausgaben zu stemmen, die bei einem Erdbeben erforderlich sein werden. In diesem Sinne ist die Türkei zu einem Jagdrevier für mächtige imperialistische Länder geworden, insbesondere für Deutschland, die USA und England.
Wir wissen, dass in der AKP eine interne Debatte zu diesem Thema begonnen hat. Sie werden entweder die Last auf unser Volk erhöhen, um sich nicht im schlechte Licht erscheinen zu lassen, oder sie werden sich endgültig ergeben und unser Volk erneut einem Angriff aussetzen, genau wie beim Erdbeben von 1999. Zusammenfassend erwartet die Werktätigen in beiden Fällen eine sehr schwere und düstere Zeit. Ich muss sagen, dass die Sicherheit unseres Landes und Volkes ernsthaft bedroht ist.
Es gibt jedoch noch eine weitere Option. Die Türkei lernte etwas aus dem Erdbeben. Was wir gelernt haben, ist nicht nur Solidarität. Wir wussten, was Planlosigkeit und Marktwirtschaft für ein Desaster waren. Jetzt haben es auch Millionen gesehen. Diejenigen, die im Erdbebengebiet leben, und diejenigen, die sich mit diesen Menschen solidarisch zeigten, haben es gesehen, wozu ein organisiertes Volk in der Lage ist. TKP erregte dabei viel Aufmerksamkeit. Der Grund liegt auf der Hand. Wir sind organisiert, wir glauben an die Wissenschaft, wir sind gegen die Marktwirtschaft, wir handeln nach dem Prinzip der Planung.
In der Türkei sollten diese Werte eine Gegenoffensive starten und möglichst bald die Macht im Lande anstreben. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
10.02.2023