Eine kurze Geschichte der Gladio und
der „Staat-Politik-Mafia“-Triade in der Türkei
1950-er-Jahre:
Die Gründung der Gladio und damit kooperierenden diversen Organisationen fingen erst mit der NATO-Mitgliedschaft der Türkei in 1952 an. Gleich danach wurde nach der Empfehlung der und unmittelbaren Mitwirkung von NATO und CIA die direkt dem Generalstab der Armee unterstellten Spezial- und Assistierende Kampfeinheiten gegründet. Diese Abteilung wurde in den Jahren 1953, 1965, 1975 und 1992 umorganisiert, umbenannt und ihre Aufgaben-, Einsatzbereich und finanziellen Möglichkeiten erweitert: Der Ausschuss zur Betrachtung der Mobilmachung, das Amt der Spezialkriegsführung waren einige dieser Benennungen. 1992 wurden die Aufgaben all dieser Organisationen in der Armee im Hinblick auf dem Kampf gegen die kurdische Bewegung und terroristische Angriffe auf die neugegründete Kommandantur der Spezialeinheiten übertragen.
Die Aufgabe von diesen Organisationen war die „unkonventionelle Kriegführung im Falle einer Invasion des Landes“. Es ist jedoch hinlänglich bekannt, dass sie vor allem gegen die Arbeiterbewegung und linke Organisationen und Parteien eingesetzt wurden.
Ebenfalls ist es eine Tatsache, dass diese Tätigkeit nicht nur von der Armee geführt wurde, sondern in Kooperation mit dem Geheimdienst MIT, der Polizei, aber auch mit einer Reihe religiös extremistischen Organisationen. Auch die Untergrundwelt war ein untrennbares Glied in dieser Kette.
Dazu gehörten die Vereine des Kampfes gegen Kommunismus, die Mitte der 50-er Jahre mit der direkten Unterstützung der CIA gegründet wurden und sofort anfingen, in mehreren Städten aktiv zu werden. Die Hauptaufgabe dieser Organisationen war „intensiver ideologischer, aber auch physischer Kampf, um die Arbeiter- und linke Bewegung im Keim zu ersticken.“ Der Gründer der Gülen-Sekte war ein Mitglied dieser Organisation.
1960-er-Jahre:
Die zweite Phase war Mitte der 60er-Jahre, als die linke Bewegung begann, unter den Arbeitern, Jugendlichen und Intellektuellen stärker zu werden. Hierzu kam eine dritte Organisation ins Spiel: die Nationalistische Bewegungspartei (MHP). Auch diese Partei wuchs Dank der direkten und indirekten Unterstützung von vielen verschiedenen, zum Teil dunklen Quellen -unter anderem auch aus der Bundesrepublik. Sie gründete eine Jugendorganisation, die Grauen Wölfe, die ihre Mitglieder in den sogenannten Kommando-Kamps militärisch heranbildete. In diesen Kamps gebildete Elemente wurden auf die linken Studenten gehetzt. Mit den brutalen Angriffen auf die Demonstrationen steigerten sie die Konflikte in eine bewaffnete Auseinandersetzung.
1970-er-Jahre:
Hier entstand noch eine reaktionäre Organisation: die islamistische Nationale Ordnungspartei von Necmettin Erbakan, der seine ersten Organisationen, die Vereine der Nationalen Anschauung erst in Braunschweig und gleich danach in vielen anderen Städten der Bundesrepublik gründete und sich stets auf die Unterstützung verschiedener Kreise innerhalb der CDU und CSU verlassen konnte. Die Jugendorganisation dieser Partei, Akıncılar war eine andere militante, extrem islamistische Organisation, die anfing, Anschläge auf die linken Personen und Organisationen zu verüben. Diese war gleichzeitig der Keim, aus dem die Kader der später entstandenen kriminellen, islamistischen, extremistischen Untergrundorganisationen heranwuchsen, die in den 90’er Jahren zahlreiche fürchterliche Morde übten.
Es ist eine Tatsache, dass alle oben genannten Organisationen durch Provokationen und direkten Angriffe ihren Beitrag zu dem politischen Chaos dieser Dekade leisteten. Bekanntlich war das Hauptziel dieser Banden die Arbeiterbewegung, die Gewerkschaften und die linken Parteien vor allem die Arbeiterpartei der Türkei (TIP), die Sozialistische Arbeiter Partei der Türkei (TSIP), die einen sehr breiten und tiefen Einfluss in dem intellektuellen Leben des Landes hatten, sowie die illegale Kommunistische Partei der Türkei (TKP), die zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Initiator der Massenbewegung wurde. Selbstverständlich standen auch die Jugend-, Studenten- und Frauenorganisationen wie z. B. DEV-YOL (Revolutionärer Weg) und DEV-SOL (Revolutionäre Linke) mit Millionen Mitgliedern im Ziel dieser Banden. Hierzu müssen auch viele maoistische Parteien, Organisationen und Bewegungen gezählt werden, die einerseits gegen das kapitalistische System kämpften, aber andererseits leider ununterbrochen an alle Freunde der damaligen Sowjetunion und des weltsozialistischen Systems attackierten. Diese schnelle Entwicklung der Arbeiter- und linken Bewegung insbesondere in der zweiten Hälfte der 70er-Jahre, bereitete der herrschenden Klassen große Angst.
In den 70-er-Jahren setzten die faschistischen Banden ihre schon in der zweiten Hälfte der 60-er-Jahre begonnenen Angriffe auf die Linken fort, mit Schusswaffen und durch Attentate. Sie fingen an, aktive Mitglieder der linken Organisationen zu ermorden. In der zweiten Hälfte dieser Dekade wurde die Öffentlichkeit durch viele Morde erschüttert. Der Angriff auf die 1-Mai-Demonstration in Istanbul (34 Tote, 136 Verletzte), der Angriff auf den Aleviten-Wohnvierteln in der mittelanatolischen Stadt Maras (mehr als 100 Tote und Hunderte von Verletzten), Ermordung des Vorsitzenden der Revolutionären Gewerkschaftsföderation (DISK), die Ermordung von sieben jungen Mitglieder der Arbeiterpartei der Türkei in ihrer Wohnung sind nur einige wenige Beispiele. So wurden manche linksgerichteten Organisationen dazu gezwungen, sich mit denselben Methoden zu verteidigen. Am Ende der 70er-Jahre forderten diese Angriffe fast täglich mehrere Todesopfer.
Hinter diesen Angriffen und Provokationen lag offensichtlich die Angst der Herrscher des Systems vor dem Machtkampf der Arbeiterklasse, der langsam anfing, die Fundamente ihres Ausbeutungssystems zu erschüttern. Offensichtlich brauchte die Kapitalistenklasse diese Chaos-Atmosphäre, um den faschistischen Putsch am 12. September 1981 zu legitimieren.
1980-er-Jahre:
Der faschistische Putsch am 12. September wurde offensichtlich gegen die Arbeiterbewegung verübt. Der Staat brauchte in der ersten Hälfte der 80’er-Jahre die Aktivität dieser „zivilen“ Organisationen nicht, denn der Staat selbst übte landesweit einen uneingeschränkten Terror gegen die Arbeiter- und linken Bewegung. Nach dem strickten Verbot der Gewerkschaften und politischen Parteien wurden mehrere Zehntausend Menschen verhaftet, gefoltert, ermordet und 52 Todesurteile vollstreckt.
Auf der anderen Seite ist es bekannt, dass die Putschisten in diesen Jahren die extremistischen islamistischen Organisationen verstärkten und ihnen mehrere Möglichkeiten boten, um sich weiter zu entwickeln. Dies war ein Teil des „Grüner-Gürtel-Projekts“ der USA, um die Sowjetunion von Südosten zu belagern. Das politische Islam, und die Philosophie der „Türkisch-islamische Synthese“, die in diesen Rahmen propagiert wurde, war sicherlich eine wirkungsvolle Waffe in den Händen der Bourgeoisie, die Arbeiterbewegung zu brechen, die Werktätigen zu manipulieren und den Aufklärungsprozess in der Türkei zum Erliegen zu bringen.
Hinzu wurde eine andere Aufgabe aktuell, die in Zusammenarbeit von Geheimdiensten und einzelnen kriminellen, von den faschistischen Jugendorganisationen rekrutierten Elemente erledigt werden sollte: der Kampf gegen die 1975 gegründete armenische terroristische Organisationen ASALA und JCAG. Diese Organisationen verübten zwischen 1975 und 1985 mehrere Attentate an den Diplomaten der Republik der Türkei in Los Angeles, Sydney, Athen, Lissabon, Wien, Paris usw. Es wurde darüber gesprochen und geschrieben, dass der Staat einige Militanten der Grauenwölfe für die Aufgabe im Ausland eingesetzt hätte, die aktiven Kader dieser armenischen Auslandsorganisationen ausfindig zu machen und zu ermorden. Es gehörte zu Wahrheit, dass diese rekrutierten Personen und ihre Untergrundorganisationen, gleichzeitig ein Teil des internationalen Rauschgifthandels waren.
Nicht zu vergessen ist das Attentat auf den Papst Johannes Paul II am Anfang dieser Dekade. Der Täter Mehmet Ali Agca war ein Mitglied dieser faschistischen Banden und stand in sehr engen Kontakt mit diversen Kreisen innerhalb der Polizei und dem Geheimdienst. Er war der Mörder des beliebten Journalisten Abdi Ipekci und er konnte dank der Hilfe dieser Kreise aus dem Militärgefängnis flüchten.
Zur „Bekämpfung des Terrors der kurdischen PKK” wurde noch ein Geheimdienst innerhalb der Armee gegründet: JITEM, der Geheimdienst und Terrorabwehr der Gendarmerie. Der Gründer dieser Organisation gab Jahre später zu, dass er nicht nur der Gründer des JITEM gewesen sei, sondern auch der Ende der 80er Jahre gegründeten türkischen Hizbollah. Es gab schon damals Behauptungen, dass die Militanten dieser Organisation in den Stützpunkten der Gendarmerie ausgebildet wurden. Hisbollah wurde in den 90er-Jahre sehr aktiv.
Ein anderes Projekt für die Bekämpfung der kurdischen Nationalbewegung, vor allem der PKK war die Benutzung der bewaffneten kurdischen Bauern. So wurde im März 1985 die Dorfwächter genannte paramilitärische Organisation durch eine Änderung des Dorfgesetzes gegründet. Mehrere tausend Bauern wurden in Zusammenarbeit mit den Feudalherren in den Staatsdienst rekrutiert und direkt von der Armee bewaffnet. Diese Dorfwächter entwickelten sich bald in ein Element des Terrors in den Dörfern. Sie wurden auch von den Feudalherren benutzt, um ihr Macht zu festigen. Sie fingen an, die Dorfbewohner unter Druck zu setzen, um mitzumachen. Wer nicht bereit war zu kooperieren wurde ermordet, verwundet, aus den Dörfern getrieben und ihr Häuser in Brand gesetzt. So wurden mehrere tausend Dörfer geleert, niedergebrannt und dem Erdboden gleich gemacht.
90-er-Jahre:
Die Staat-Politik-Mafia-Triade wurde in diesen Jahren sehr aktiv, weil auch die linke Bewegung anfing, stärker zu werden. Vor allem wurde die kurdische nationale Bewegung mit ihren bewaffneten Aktivitäten das größte Problem für den Staat. Die Liaison zwischen den staatlichen Ämtern, Armee, nicht staatlichen bzw. illegale Organisationen und der Unterwelt entwickelte sich zu ihrem Gipfelpunkt. Diese Jahre sind gleichzeitig geprägt von den Morden an kurdischen Unternehmern, hoch dekorierten Armeeoffiziere, oppositionellen Journalisten und Akademiker, deren Täter nie erfasst wurden.
Die erschreckende Realität kam erst durch einen Verkehrsunfall, der einen Skandal auflöste, zur Erscheinung: Am 3 November 1996 passierte dieser Verkehrsunfall in der Nähe einer Ortschaft namens Susurluk. Das Besondere in diesem Ereignis war, dass drei Personen, die mit einander nichts zu tun haben sollten, in demselben Auto reisten:
– Der Mafiaboss Abdullah Çatlı (mit einem auf den Namen Mehmet Özbay gestellten falschen Diplomatenpass);
– ein Parlamentarier der regierenden Koalitionspartei der Zeit, der Feudalherr eines der größten kurdischen Stämme, Bucak-Aşireti, Sedat Bucak und
– der ehem. stellvertretender Polizeichef der Stadt Istanbul Hüseyin Kocadağ, der die Spezialeinheiten der Polizei reorganisiert hatte, um gegen die PKK zu kämpfen!
Die durch diesen Unfall zu Tage gekommene Beziehung zwischen dem Staat, der Politik und dem als Grauen Wölfe erzogenen und militärisch weiter gebildeten faschistischen Mafioso erregte großes öffentliches Aufsehen. Es wurde eine Protestaktion ausgerufen, mit dem Slogan „eine Minute Finsternis für dauerhaftes Licht“, an dem mehr als dreißig Millionen Menschen teilnahmen und abends um 21.00 Uhr die Lichter in ihren Wohnungen für eine Minute ausschalteten.
Diese Reaktion zwang die Regierung dazu, ein Untersuchungsausschuss zu berufen, um die Hintergründe der o. g. Zusammenarbeit zu ermitteln. Obwohl nur ein kleiner Teil des Ergebnisses öffentlich gemacht wurde, waren die Geständnisse schrecklich genug, die Menschen zu schockieren. Der von dem parlamentarischen Ausschuss zur Erkundung der Staatsstreiche und Militärischen Denkzetteln zuerst nicht veröffentlichte, aber später bekannt gewordene Bericht beinhaltete Morde, deren Täter unbekannt geblieben waren, Rauschgift- und Nuklearwaffenhandel, Machenschaften des Geheimdiensts MIT, der illegalen Organisationen innerhalb der Polizei und die Mafia usw.
In dieser Susurluk-Akte, waren die folgenden Machenschaften aufgelistet:
– Dass sich innerhalb der staatlichen Institutionen mehrere außer Kontrolle geratene Organisationen befanden;
– dass diese Organisationen Aktivitäten zeigten, die nicht die Interessen des Staates entsprachen;
– dass manche Staatsorgane unter dem Deckmantel des Dienstes zum Interesse des Staates, Elemente außerhalb des Staates beschäftigten;
– dass in diesem Rahmen staatliche Dokumente wie z. B. Pässe, Ausweise mit gefälschten Namen usw. für diese Elemente ausgestellt wurden;
– dass diese Organisationen auch im Kampf untereinander die staatlichen Ressourcen in Anspruch nahmen;
– dass innerhalb der Geheimdienste und in deren Koordination ein Chaos herrschte und eine zentrale Führung war;
– dass auch die geheimen Staatsdokumente und Aktivitäten offenbart werden konnten;
– dass diese unkontrollierten Kreise auch von den politischen Mächten und Personen unterstützt wurden;
– dass unter dem Deckmantel des staatlichen Dienstes große finanzielle Interessen verfolgt wurden. (Hier wurde das Firmengeflecht des Mafiosos Çatlı als Beispiel genannt.)
Der Vorwand zu all diesen Machenschaften war “der Kampf gegen die terroristischen Aktivitäten der kurdischen Bewegung”. Nach dem o. g. Bericht muss für dieses Ziel noch eine Geheimorganisation, „das Spezialbüro” – auch „das Spezialbüro von Çiller“ genannt – gegründet wurde. In diesem Büro mit etwa 700 Mitarbeitern wirkten die folgenden Führungskräfte mit:
– die damalige Premierministerin und die Vorsitzende der Regierungspartei, die Partei des Richtigen Wegs (DYP) Tansu Çiller,
– ihr Ehemann Özer Çiller, der gleichzeitig mit seiner Verbindung zur CIA bekannt war,
– der Innenminister und ehem. Polizeichef Mehmet Agar,
– der Vorsitzende des Amtes des Konterterrors Mehmet Eymür,
– der Berater des Polizeipräsidiums i. R. Stabsoffizier Korkut Eken,
– der Vorsitzende des Amtes der Spezialoperationen, Ibrahim Sahin und
der von der Interpol gesuchte faschistische Mafioso Abdullah Çatlı und andere Militanten der Grauen Wölfe. Auch Sedat Peker, der damals ein sehr junger faschistischer Militant war, wurde erst in diesem Zusammenhang in den Medien erwähnt.
Neben den o. g. illegalen Machenschaften und viele politischen Morde wurden auch internationale Aktivitäten des Spezialbüros von Çiller erwähnt, wie diverse Aktivitäten in Tschetschenien, der Putschversuch In Aserbaidschan, um den Präsidenten Haydar Aliev zu stürzen, und der Nuklearmaterialschmuggel von Özer Çiller.
…
In den 1990er-Jahren wurden auch nach neuen Wegen gesucht, um „den Terrorismus zu bekämpfen, und offensichtlich versuchte der Staat den sogenannten Terror mit Gegenterror zu bekämpfen. Mit diesem Ziel wurden innerhalb des Staates verschiedene Organisationen gegründet und eine Reihe kriminelle Untergrundorganisationen unterstützt.
Eine davon war die islamistische Terrororganisation Hizbollah der Türkei, derer Gründung in den 80er-Jahren erst in Batman und später in Diyarbakir anfing. In der Hoffnung, sie in der Bekämpfung der kurdischen Bewegung einzusetzen, wurde die Existenz dieser Terrororganisation im Ostteil Anatoliens (im kurdischen Gebiet) gefördert. Hizbollah-Organisation verübte in diesen Jahren unzählige schreckliche Morde. Sie wurde bekannt durch Verschleppung, Folterung und Tötung ihrer Gegner:innen. In späteren Jahren wurden viele Opfer gefunden, die gefoltert, getötet und im Beton begraben wurden.
Eine andere Organisation, die zahlreiche Morde verübte, war der Front der Vorkämpfer für den Islamischen Großen Osten (İBDA C). Nach der Organisationsphilosophie dieser Mordbande gab es keine hierarchischen Strukturen. Jedes Mitglied durfte seine eigenen Ziele bestimmen und dementsprechend aktiv werden. Es wird vermutet, diese Organisation sei bei Tötung des bekannten Journalisten Uğur Mumcu und des Professors Ahmet Taner Kışlalı, sowie in der Vorbereitung und Durchführung des Angriffs auf dem Aleviten Kulturfestival in Sivas beteiligt gewesen. Der Angriff auf die Aleviten im Jahr 1993 endete mit 35 Toten und mehreren verletzten Dichter:innen, Musiker:innen und Künstler:innen.
Auch JITEM wurde in diesen Jahren sehr aktiv. In der Anklageschrift eines Staatsanwalts aus dem Jahr 1997 standen Morde, Bombenattentaten, Verschleppung und Verschwinden-Lassen’s von verschiedenen Personen. Es kam aber nicht zu einem Gerichtsverfahren. Stattdessen wurde dieser Staatsanwalt zu einer anderen Stadt versetzt, angeklagt und anschließend vom Beruf ausgeschlossen.
2000-er-Jahre:
Die AKP gewann die Wahlen mit offensichtlicher Unterstützung der USA und bildete die Regierung im Jahre 2002. (Später wurde es durch die Aussagen mehrerer Personen, die in der Vorbereitungsphase beteiligt waren, bewiesen, dass die Gründung dieser Partei im Rahmen der Nahostprojekte der USA mit der Empfehlung der Nahost-Spezialisten der USA stattfand. Diese Personen waren auch in den Vorbereitungsdebatten beteiligt gewesen.) Ihre Propaganda, um „eine politische Landschaft der Transparenz und der Aufrichtigkeit mit sauberen Händen zu schaffen“, kam gut bei den Wählern, die von all die Skandale, Korruption und Machenschaften der Staat-Politik-Mafia-Triaden in den 90er-Jahren müde wurden.
Viele mafiose Figuren der vergangenen Dekade zogen sich zurück von der öffentlichen Szene. Einige davon wurden verklagt und zu mehrere Jahren Gefängnis verurteilt.
Die AKP entwickelte sich aber schnell in eine kriminelle Organisation. Sie und ihre Verbündete, die unter dem Schutz der USA fungierende Gülen-Sekte begannen, all die Ressourcen des Staates und der Kommunen auszuplündern. Erst durch massenhafte Privatisierungen wurden all die großen öffentlichen Betriebe, Anlagen und Bauterrain für einen Apfel und Ei an einigen wenigen Sippschaften verkauft. Die Verkaufspreise wurden durch sehr niedrig verzinsten, sogar zinslosen Darlehen der staatlichen Banken beglichen. Hier darf man nicht vergessen, dass auch die Europäische Union, vor allem Deutschland in diesen Jahren dieser Regierung applaudierten, politisch und ökonomisch unterstützten.
Tayyip Erdogan versuchte von Anfang an, die AKP in schnellen Schritten zu einer Staatspartei umzuwandeln. Dieses Programm beinhaltete nicht nur die Kontrolle des Finanz- und Bankwesens, die Justiz, das Bildungswesen und die Medien, sondern auch die der Armee. Zuerst säuberte sein Verbündete Gülen-Sekte die Armee von den hohen Offizieren, die kein Freund der Politik der AKP und Gülen-Bewegung waren. Er benutzte gleichzeitig jegliche günstigen Momente, um die Polizei in seine eigene bewaffnete Organisation umzugestalten. Dazu gründete er eine neue Wachmänner-Organisation. So ist – praktisch gesehen – ein Plünderer Bande entstanden, an deren Zentrum Erdogan stand. Ihre Methoden waren anders als gewöhnlichen Mafiamethoden. Sie nutzten die Staatsmacht, bogen und änderten die Gesetze nach ihrem Bedarf, um maßlos zu rauben und zu plündern.
Nach 2015:
Erst nach dem Bruch der Zusammenarbeit zwischen der AKP und der Gülen-Sekte fing Erdogan an, neue Verbündete zu suchen, denn es war offensichtlich, dass die AKP langsam an Wähler:innen zu verlieren. Mit der faschistischen Partei MHP wurde in Februar 2018 das Bündnis der Republik gegründet. Auch die kleine islamistische/faschistische Partei, die Große Einheitspartei (BBP) beteiligte sich an diesem Bündnis. Sie änderten auch das Wahlgesetz, um eine gemeinsame Kandidatenliste aufstellen zu können. Somit sicherte Erdogan seinen Wahlsieg. In dieser Zeit wurden die alte Mafia-Bosse der 90er Jahre, unter anderem auch Sedat Peker hintereinander frühzeitig aus dem Haft entlassen. So kamen sie wieder ins von den reaktionären Orden und Sekte beherrschte Spielfeld.
Worüber Sedat Peker heutzutage spricht, sind die gemeinsamen Machenschaften der Mafia, Politik und Staatsorgane wie die Polizei, Justiz und der Geheimdienst in diesen letzten Jahren.