Wir haben eine Verantwortung gegenüber der Arbeiterklasse der Türkei
Arbeiter:innen, die den 1. Mai in Taksim feiern wollten, sahen sich in der Türkei einem Polizeieinsatz gegenüber. Die Blockade des „1. Mai“ in Istanbul begann schon in der Nacht. Straßen wurden für den Verkehr gesperrt; der Schiffs- und Bahnverkehr wurde eingeschränkt. Die Barrikaden wurden kilometerweit im Voraus errichtet. 217 Menschen wurden festgenommen. Am 1. Mai, als die Regierung die Arbeiter:innen angriff, verließen politische Organisationen und Gewerkschaften, die Tage zuvor zu einem Marsch auf den Taksim-Platz aufgerufen hatten, verantwortungslos das Gelände. Der Generalsekretär der TKP, Kemal Okuyan, wandte sich gegen die aufrufenden Gewerkschaftsverbände und die CHP (Oppositionspartei) , die mit der Forderung „Taksim“ antrat, und sagte: „Wir werden diesen Unsinn nicht mehr mitmachen“. Wir teilen die Erklärung der TKP mit Ihnen.
Wir begrüßen diejenigen, die heute in der gesamten Türkei und auf der Welt die Plätze gefüllt haben, um den Kampftag der Arbeiterklasse zu begehen.
Wir wünschen unseren Freunden aus unserer Partei, die heute infolge des Polizeiangriffs auf das Treffen in Saraçhane-Istanbul Augen- und Beinverletzungen erlitten, eine gute Besserung.
Unsere Partei demonstrierte heute gegen das willkürliche Taksim-Verbot der Regierung einen starken Willen und sie zeigte eine entschlossene politische Haltung gegen diejenigen, die den Werktätigen die Plätze verbieten möchten.
Das heute in Saraçhane verwirklichte Treffen stellte keine dem Betritt Taksims dienende Operation, sondern eine Verteidigung Taksims dar. Die TKP erteilte auch früher der Regierung, die das Taksim-Verbot in eine Trotzhaltung überführte, ihre entsprechende Antwort und sie bewies, dass der Arbeiterklasse kein Verbot erlassen werden kann.
Die TKP bewältigte während der sich entfaltenden Diskussion bezüglich des Platzes des 1. Mai in Istanbul auch in diesem Jahr die in ihrem Verantwortungsbereich liegende Aufgabe gewissenhaft; sie erfüllte ihre Pflicht, indem sie – trotz des gesamten Angriffs der Polizei – mit ihrer Ordnung und disziplinierten Haltung bis zum letzten Augenblick Saraçhane nicht verließ. Sie vermochte den Platz so zu verlassen, wie sie ihn betrat, ohne eine einzige Person ihres Demonstrationszuges hinter sich zu lassen.
Allerdings werden wir von nun an nicht mehr zulassen, dass der Inhalt des 1. Mai auf diese Weise ausgeweidet wird.
Der 1. Mai ist der Tag der Stimmerhebung der Arbeiterklasse gegen die steigenden Lebenshaltungskosten, die Armut, die Ungerechtigkeit und die Ungleichheit. Die 1.-Mai-Demonstrationen müssen innerhalb der Arbeiterklasse eine Energie gegen die Kapitalordnung erwecken, sie müssen den Willen des organisierten Handelns innerhalb der Gesellschaft erhöhen.
Es ist offensichtlich, dass diejenigen appellierenden Institutionen, welche am 1. Mai Saraçhane adressierten, nicht in dieser Absicht handeln. Wir haben keinesfalls die Absicht, das politische Kalkül derjenigen zu unterstützen, die für diese Unentschlossenheit und Desorganisation verantwortlich sind, und derjenigen, die von den Privilegien der größten Oppositionspartei profitieren.
Die Institutionen, die an der Organisation des heutigen Treffens in Saraçhane beteiligt waren, ließen es an Organisation und Koordination völlig vermissen. Wir erinnern die Verantwortlichen für dieses frivole Bild daran, dass die TKP und andere Revolutionäre keine Schaufenster-Dekoration sind.
Wir danken allen TKP-Mitgliedern, die in Saraçhane gegenüber dieser Szene stets der Parteikultur und -disziplin entsprechend, entschlossen, mutig und verantwortungsvoll gehandelt haben.
Als Partei erklären wir, dass wir uns nicht an keinem 1. Mai beteiligen werden, das von der in diesen Institutionen vorherrschenden Auffassung ausgerufen wird.
Es lebe der 1. Mai!
Es lebe der Sozialismus!