TKP – Zentral Komitee

27 Jahre nach dem Massaker in Sivas/Türkei:

Vorsicht! Die Mörder sind unter uns!

Während des Pir Sultan Abdal Festivals in der mittelanatolischen Stadt Sivas am 02. Juli 1993 wurde das Hotel Madimak, in dem das Festival stattfand, vom aufgehetzten islamisch-faschistischen Mob in Brand gesteckt. Bei diesem Anschlag verloren 33 Schriftsteller, Musiker, Intellektuelle und zwei Hotelangestellte ihr Leben.

GLADIO, ISLAMISTEN UND FASCHISTISCHE MHP HAND IN HAND

Kurz nach dem Anschlag wurde bekannt, dass dieses Massaker von dem türkischen Geheimdienst (MIT), dem Gladio, dem Faschistischen MHP und militanten Islamisten gemeinsam geplant und auch gesteuert wurde.

Das Massaker in Sivas war nicht der erste Anschlag dieser Art. Als Teil der “Grünen Gürtel” Strategie der USA fand die erste Probe solcher Provokationen in Kirikhan im Süden der Türkei statt. Die aus den umliegenden Dörfern mit der Lüge, dass „eine Moschee besudelt wäre“, eingesammelten Angreifer wurden mit dem Widerstand der Bevölkerung zurückgeschlagen. Es folgten Provokationen in Corum und Maras. Sivas war das neue Glied in dieser Kette.

DAS EIGENTLICHE ZIEL WAREN LINKE IDEEN

Tatsächlich war das Ziel der ersten Angriffe die Stadtteile mit überwiegend alevitischen Einwohner. Das Festival war dem Pir Sultan Abdal gewidmet, der für seine alevitische Identität bekannt war. Das Problem kann aber nicht auf eine konfessionelle Auseinandersetzung reduziert werden. Ausnahmslos alle Teilnehmer dieses Festivals waren Persönlichkeiten, die mit Ihrer Musik und Literatur für ein Land ohne Unterdrückung, ohne Ausbeutung und für eine aufgeklärte, vom imperialistischen Joch befreite Gesellschaft kämpften.

Das Ziel des Sivas-Massakers war die Einschüchterung der Menschen, die einer reaktionären Transformation widerstanden. Dieser Brandanschlag wurde zum Spiegel der reaktionären Kräfte in der Türkei. Sie übernahmen mit der Unterstützung des Staates wichtige Aufgaben für das System. Sowohl während des faschistischen Putschs am 12. September 1980 als auch bei der Einschüchterung der progressiven Kräfte danach spielte die Reaktion die Hauptrolle. All diese Angriffe zielten hauptsächlich gegen die progressiven Ideen und die Menschen, die diese Ideen hochhielten.

DER STAAT DECKTE DIE MÖRDER

Während dieser geplanten Provokation gingen die Sicherheitskräfte des Staates nicht über das Zuschauen hinaus. Weder Polizei noch die Armeeeinheiten in der Nähe des Anschlagortes wurden mobilisiert. Tatsächlich ist die Aussage des Polizeichefs von Sivas bekannt, dass man „die Demonstranten in Ruhe lassen“ solle. Hilferufe an die Innen- und Verteidigungsministerien blieben unbeantwortet. Der Innenminister hat sogar den sozialistischen Schriftsteller Aziz Nesin, der an dem Festival teilnahm, beschuldigt. Präsident Demirel wies an: “Konfrontieren Sie die Polizei nicht mit dem Volk”. Auf der anderen Seite versprach Erdal Inönü als Chef der Koalitionspartner Sozialdemokraten Hilfe. Er tat aber Nichts. Dann drückte er sich mit der Aussage, dass er “keine Autorität hätte”. Nach einer solchen großen Provokation und so vielen Toten war die Aussage der Regierungschefin Tansu Ciller “Gott sei Dank, unsere Leute außerhalb des Hotels sind wohlauf” sehr makaber. Das Verhalten und die Aussagen der verantwortlichen Politiker war ein Beweis dafür, dass diese Provokation von den höheren Stellen des Staates gedeckt wurde. Auch die Tatsache, dass die meisten Angreifer des Massakers ihre verdiente Strafe nicht absitzen mussten und die flüchtigen Täter nicht gefasst wurden, soll als ein weiterer Beweis gesehen werden, dass die Täter gedeckt wurden.

GESTERN UND HEUTE IM DIENSTE DER REAKTION

Diejenigen, die den Tätern zur Hilfe eilten und deren Verteidigung übernahmen, genießen weiterhin zum Teil in hohen Ämtern den Schutz der AKP. Einige wurden zum Verfassungsgericht ernannt, acht von Ihnen wurden von der AKP mit Sitzen im Parlament und Ministerposten belohnt.

MÖRDER GENIESSEN DEN SCHUTZ DEUTSCHLANDS

Der deutsche Imperialismus, der mit seiner Unterstützung der Faschisten und Islamisten in der Türkei nie gespart hat, zeigte wieder Haltung. Die Mörder von Madimak wurden mit offenen Armen empfangen. Es ist allgemein bekannt, dass diese Mörder in Städten wie Berlin, Mannheim, Stuttgart und München unbehelligt leben. Die Deutsche Polizei hat nichts unternommen, um diese von der Interpol gesuchten Mörder festzunehmen. Weder wurden sie in Deutschland vor Gericht gestellt, noch in die Türkei ausgeliefert. Einige von ihnen bekamen sogar die deutsche Staatsbürgerschaft.

Es ist allgemein bekannt, dass der deutsche Staat bei der Gründung des Geheimdienstes der Türkei (MIT) beteiligt war, dass er seine Agenten aus-, fort- und weiterbildete. Es ist auch bekannt, dass die Bundesrepublik eng mit der Polizei der Türkei verbunden ist, und ihr Waffen, Munition, Tränengas und gepanzerte Fahrzeuge liefert. Es ist auch wahr, dass der deutsche Geheimdienst die vertrauliche Kommunikation des türkischen Staates lückenlos abhören. Es ist anzunehmen, dass die deutschen Stellen schon in der Vorbereitungsphase von diesem Anschlag Wind bekommen haben. Man kann sagen:” Sie wussten… schwiegen… deckten!”.

DEUTSCHLAND, DIE HEIMAT DER ISLAMISTEN UND FASCHISTEN AUS DER TÜRKEI

Angefangen mit dem Islamisten Erbakan, haben beinahe alle religiös-reaktionäre Organisationen der letzten 50 Jahren ihren Ursprung in Deutschland. Von hier sprangen sie in die Türkei. Nicht nur die hier lebenden Menschen aus der Türkei mit ihren Spenden, sondern auch dubiose Hintermänner haben sich an der Finanzierung beteiligt. Reaktionäre, nationalistische und faschistische Organisationen, die sich über das ganze Land ausgebreitet haben, genossen die Gelder aus den Kassen der Bundesländer und der Gemeinden. Tatsache ist, dass die Anhänger der Fethullah-Gülen-Sekte nicht nur auf die Unterstützung der USA zählen können. Sie haben sich auch hier in Deutschland eingenistet und genießen die Unterstützung des deutschen Staates. Das ist ein wichtiger Baustein der offenen/geheimen Pläne Deutschlands als Flaggschiff der EU gegen die progressiven Kräfte in der Türkei.

WIR WERDEN NICHT VERGESSEN, WIR WERDEN NICHT VERGEBEN

Die Zeit läuft schnell. Jahre vergehen. Es wird angenommen, dass einige Ereignisse in Vergessenheit geraten würden. Die Werktätigen werden dieses Massaker jedoch nicht vergessen. Wir werden weder Corum, noch Maras, noch Sivas, noch das, was man Jenen, die für eine bessere Zukunft kämpften, angetan hat, vergessen. Wir werden nicht vergeben.

WIR HABEN UNSERER ARBEITERKLASSE UND UNSEREM WERKTÄTIGEN VOLK VERSPROCHEN:

Wir werden gemeinsam ein gleichberechtigtes, solidarisches, gemeinsames, faires und lebenswertes System ohne Ausbeutung schaffen.

In diesem System wird es kein Fleckchen Erde übrigbleiben, auf dem religiöse Reaktion, Nationalismus, Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Kindesmissbrauch gedeihen können.

Erst danach werden alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen, denn nur ein organisiertes Volk kann sich erinnern und zur Rechenschaft ziehen.

Es lebe unser Kampf für eine bessere Zukunft!
Es lebe der Sozialismus!

Kommunistische Partei der Türkei (TKP)
Deutschland Organisation

2. Juli 2020